Social Media Marketing: Gut für das Geschäft

Interview mit Sarah Brabender, Inhaberin von  Schuhe Grossartig

Essen. Wer ein lokales Geschäft eröffnet, hat für Werbung oftmals wenig Geld. Umso wichtiger ist es, sein Werbebudget genau im Auge zu behalten und alle Möglichkeiten effektiv auszunutzen. Online und Social Media Marketing spielen in diesem Zusammenhang eine immer größere Rolle.

Sarah Brabender eröffnete im September 2012 ihr Geschäft Schuhe Grossartig, Freisenbruchstraße 46, in Essen. Ihre Nische: Modische Damenschuhe in den Größen 40 bis 47. Zeitgleichging ihre Website mit einem Online-Shop an den Start. Doch schon bevor es losging, trommelte die Social Media Managerin (IHK) in ihren Netzwerken die Werbetrommel und sammelte Fans über Facebook.

Wie wichtig ist das Social Media Marketing für Sie?

Sarah Brabender:  „Sehr wichtig. Meine erste Kundin kam über Facebook. Sie stand am Tag der Eröffnung schon vor der Tür. Ihre verzweifelte Suche nach festlichen Schuhen  in Übergröße für eine Hochzeitseinladung hatte endlich ein Ende. Und bei Schuhe Grossartig  konnte sie sie nicht nur anprobieren, sondern zwischen verschiedenen Modellen auswählen. Überglücklich verließ sie meinen Laden. Ich kenne diese Probleme, weil ich selbst betroffen bin. Bei einer Größe von 1,86 Metern trage ich Schuhgröße 43/44. Heute nutze ich Facebook neben der Akquise besonders zur Kundenberatung und -bindung. Ich poste interessante Artikel, Blogbeiträge oder Persönliches. Aufgrund der genauen Zielgruppenbestimmung setze ich hier und da auch Facebook Ads für ganz bestimmte Zielgruppen ein. “

Schuhgeschäfte gibt es viele: Was ist der USP Ihres Geschäfts?

Sarah Brabender:  „Neben der vielfältigen und modischen Auswahl an Damenschuhen in Übergröße meine persönliche Note.. Ich bin das Aushängeschild meines Geschäfts, eine Identifikationsfigur mit den gleichen Problemen und Schwierigkeiten wie meine Zielgruppe. Wie viele Jahre habe ich nach schönen, modischen und gleichzeitig bequemen Schuhen gesucht? Meine Kunden und ich sind auf einer Wellenlänge. Es geht nicht nur um das Produkt. Ich freue mich wirklich, wenn eine Kundin nach ihrer langen Suche endlich mit glücklichem Gesicht und ihrem Lieblingsschuh den Laden verlässt. Meistens bleiben wir anschließend über Facebook und Co miteinander in Verbindung. Oft bedanken sich die Kundinnen auch bei mir im Nachhinein. Der Kontakt ist beim mir einfach intensiver und persönlicher.“

Wie sieht Ihre Marketing-Strategie aus?

Sarah Brabender:  „Neben Social Media Marketing versuche ich immer wieder Presseartikel zu lancieren. Die haben bei Kunden eine höhere Glaubwürdigkeit als Zeitungsanzeigen. Ein Radiospot beim lokalen Sender sowie ein Kino-Spot sorgten ebenfalls für Aufmerksamkeit. Ein weiteres Standbein sind meine Netzwerke. Über Events, Stammtische und Veranstaltungen für große Menschen versuche ich, bei meiner Zielgruppe bekannter zu werden. Dazu verteile ich auch ganz klassisch Flyer. Selbst organisierte Events in meinem Laden wie „Miss Grossartig and friends“, bei dem Menschen aus meinen Netzwerken sich vorstellen, runden das Marketing ab. Zum Beispiel hatte ich eine Zehen-Diagnostikerin beim mir, das kam sehr gut an.

Aktuell aktiviere ich zudem meinen Blog. In meinem Lehrgang zur Social Media Managerin kristallisierte sich das Vorgehen als eine weitere nützliche Strategie heraus. Mein Focus liegt dabei darauf, die Infrastruktur externer Blogs zu nutzen und dort meine Beiträge zu veröffentlichen. Parallel habe ich einen eigenen, sehr persönlichen Blog „sarah-grossartig“ gestartet, damit die Kunden mich noch besser kennenlernen. Außerdem gibt es eine kostenlose Schuhe Grossartig App. Sie ist der direkte Draht zu Schuhe Grossartig. Sie wartet mit aktuellen News, besonderen Aktionen und Tipps rund um das Thema Schuhe auf. Es gibt dort auch 10 einfache Fußgymnastiktipps für zwischendurch zu entdecken. “

Worauf legen Sie bei Ihrem Online-Shop Wert?

Sarah Brabender:  „Die Leute müssen sich im Online-Shop genauso wohl fühlen, wie bei mir im Laden. Früher haben die Menschen in Katalogen geblättert und heute schauen sie sich im Online-Shop um. Ansprechende Fotos gehören ebenso dazu wie eine übersichtliche Struktur, sodass der Kunde sofort das findet, was er sucht. Häufig kommen  die Kunden in den Laden mit den Worten: Das habe ich im Online-Shop schon gesehen, kann ich den einmal anprobieren? Oder sie bestellen direkt online. In beiden Fällen hat der Shop seinen Zweck erfüllt.“

Ihre Marketing-Tipps für lokale Einzelhändler und Gründer?

Sarah Brabender: „Man darf sich nicht verzetteln. Im Social Media Marketing gibt es 1000 Sachen. Umso wichtiger ist sich zu fragen: Wo sind meine Kunden? Welche Netzwerke sind sinnvoll?  Lieber eine Plattform langfristig richtig betreuen, als viele nur für einen kurzen Moment. Wenn auf der Facebook-Seite nur ein Fan ist und kein Leben, gewinnt man darüber sicherlich keine neue Kunden. Neben Social Media sind eine Website und am besten noch ein Online-Shop heutzutage für jedes Geschäft überlebenswichtig. Jeder schaut online bevor er sich auf Produkte einlässt. Wer nicht im Netz zu finden ist, den gibt es nicht! Dabei sollte man die personellen und finanziellen Ressourcen fest im Blick haben. “

Rund um die Uhr mit ihrem Geschäft verbunden. War es im Nachhinein die richtige Entscheidung sich 2012 selbstständig zu machen?

Sarah Brabender: „Natürlich ist es manchmal schwer, aber es macht mir viel Spaß. Ich bin ein sehr kreativer Mensch und das kann ich jetzt ausleben. Früher in meinem normalen Job war das nicht der Fall. Modische Damenschuhe in Übergröße sind für mich selbst ein ganz emotionales Thema. Jahrelang habe ich keine gefunden und war dadurch nicht sehr selbstbewusst.

Heute ist das ganz anders. Ich stehe wie beim Start-Up-Gipfel in Essen auf der Bühne und präsentiere mein Geschäftsmodell. Aber am meisten geben mir meine Kundinnen zurück. Wenn sie  den richtigen Schuh für die Hochzeit, den Abiball o.ä. gefunden haben und über das ganze Gesicht strahlen: Das Gefühl ist in Geld nicht aufzurechnen.“

Danke für das Gespräch!