Online Reputation für Wissenschaftler und Hochschulabsolventen

Recherchieren, publizieren oder vernetzen: In der Wissenschaft wächst die Bedeutung der Digitalisierung. Das heißt: Wer als promovierter NachwuchswissenschaftlerIn die Möglichkeiten des Internets für sich und seine Online-Reputation kennt und gezielt nutzt, kann in Bezug auf seine akademische Karriere nur gewinnen. Deshalb konzipierte die Business Academy Ruhr im Rahmen des Mentoring Hoch 3-Programms den eintägigen Workshop „Aufbau einer Online-Reputation für WissenschaftlerInnen“.

Wissenschaft 4.0.: Wandel der Arbeitsverhältnisse

Das Arbeitsumfeld der Wissenschaftler ist nicht mehr so homogen wie noch vor 20 Jahren. Im Gegenteil. Durch das Internet ist die wissenschaftliche Community noch enger zusammengerückt. Auch in Hinblick auf den internationalen Kontext. Ein Vorteil für die wissenschaftlichen Erfolge, aber unter Umständen auch ein Nachteil für die Sichtbarkeit jedes Einzelnen. Denn die Konkurrenz sowohl was die Person als auch die Forschungen angeht ist durch die Globalisierung größer geworden.

Sicherlich sind Preisnominierungen, Veröffentlichungen von Fachartikeln oder die Beteiligung an Forschungen immer noch probate Wege, sich einen „Namen“ in seinem Fachgebiet zu machen. Doch nicht jeder gewinnt am Ende auch einen der ersten Preise oder veröffentlicht ausschließlich in renommierten Fachzeitschriften. Aus diesem Grund ist es von Vorteil, sich über das Internet gezielt eine Online-Reputation aufzubauen. Doch was ist sinnvoll? Wie sollte die Umsetzung aussehen? Was ist das Wichtigste für promovierte NachwuchswissenschaftlerInnen? Das erfahren die TeilnehmerInnen in unserem eintägigen Workshop.

Was bedeutet Online-Reputation?

Spricht man über die Reputation einer Person, geht es um dessen Ansehen oder besser gesagt den Ruf. Bei der Online-Reputation dreht sich deshalb alles um den Darstellung des Menschen im Internet. Dabei unterscheidet man auf der einen Seite zwischen den Spuren, die jeder eher unabsichtlich im Netz hinterlässt wie Kommentare oder private Posts in den sozialen Netzwerken und auf der anderen Seite der gezielten, professionellen Darstellung seiner Person. Beides sollte man in Bezug auf eine professionelle Online-Reputation im Auge behalten.

„Aber welche Vorteile habe ich von einer Online-Reputation?“

… das fragen die TeilnehmerInnen an dieser Stelle des Workshops des Öfteren. „Welche Nachteile haben Sie davon, wenn Sie Ihren akademischen Werdegang, Ihres fachlichen Kompetenzen und Ihre Qualifikationen nicht im Netz professionell und international präsentieren?“ Kaum habe ich die Gegenfrage gestellt, beginnt im Workshop die Diskussion. Dieser Teil ist wichtig, denn meiner Ansicht nach kann im Netz nur erfolgreich sein, wer von diesen Vorteilen der Online-Reputation überzeugt ist:

  1. Selbstvermarktung
  2. Darstellung der Kompetenzen
  3. Ausbau des Netzwerks
  4. Netzwerkaufbau – auch international

Vonseiten der Universitäten und Hochschulen wird Nachwuchswissenschaftlern wenig angeboten, um sich auf dem Arbeitsmarkt zu präsentieren. Die Websites sind oft unübersichtlich, bieten wenig Spielraum für den Aufbau einer Reputation und je nach den Ambitionen der einzelnen Fachbereiche sind sie nicht immer up-to-date. Umso wichtiger ist es meiner Ansicht nach, dass sich die zukünftigen WissenschaftlerInnen  selbst darum kümmern. Dank der sozialen Netzwerke ist das kein Problem mehr.

Weichen für die akademische Laufbahn stellen

Für den Erfolg der berufliche Laufbahn wird es immer wichtiger, sich zu positionieren und seiner Scientific Community mit seinem Thema sichtbar zu werden. Das hilft nicht nur bei der Arbeitssuche, sondern auch beim Aufbau eines Netzwerks, sei es für Vorträge, Kooperationen, gemeinsame Publikationen oder Projekte. Ich bin der Überzeugung, dass der richtige und strategische Einsatz von Social-Media-Maßnahmen zukünftigen WissenschaftlerInnen eine Reihe von Chancen eröffnet, die sie für sich nutzen sollten. Dabei gibt es drei Funktionsweisen, wie Social-Media-Netzwerke von Wissenschaftlern eingesetzt werden können: (I. Peters. Soziale Netzwerke für Wissenschaftler: Anreize und Mehrwerte schaffen für die wissenschaftliche Kommunikation)

  1. Publizieren und Inhalte verbreiten
  2. Interagieren und Austauschen
  3. Sich präsentieren.

Online-Plattformen für WissenschaftlerInnen

Wer sich über seine aktuellen Forschungen profilieren möchte und gleichzeitig den internationalen Austausch sucht, für den könnten diese internationalen Plattformen von Interesse sein:

Academia.edu
Mehr als 50 Millionen Akademiker (2017) sind auf Academia.edu angemeldet. Die Plattform, die sich über Werbung finanziert, dient primär als Ort zum Teilen eigener Publikationen und des Monitorings ihres Impacts. Bei der Anmeldung gibt es keine Beschränkung. Alle Veröffentlichungen sind nach dem Hochladen frei zugänglich.

ResearchGate
Als das „Facebook für WissenschaftlerInnen“ und Konkurrenz von Academia.edu wird das Netzwerk ResearchGate gehandelt. Mehr als 12 Millionen Mitglieder sollen sich seit der Gründung auf der Plattform bewegen. Einmal angemeldet, kann man ein Profil anlegen, Nachrichten schreiben, anderen „Researchern“ folgen, einen Blog anlegen oder sich in Chats austauschen. Die Nutzung des Portals ist kostenfrei.

Soziale-Netzwerke im Überblick

Facebook, Twitter, Instagram, YouTube und Co.

Das wohl bekannteste soziale Netzwerk mit fast 30 Millionen Usern in Deutschland und über 1,3 Milliarde weltweit ist Facebook. Besonders über die Gruppen-Funktionen sehe ich Perspektiven für WissenschaftlerInnen. Des Weiteren ist sicherlich Twitter in Deutschland noch interessant. Hochschulen investieren viele Mittel auch in die Twitter-Präsenz. Die ProfessorInnen und WissenschaftlerInnen sind hingegen eher zurückhalten in der direkte Kommunikation über Twitter. In den USA sind die Akademikerinnen jedoch offener, wie die #Twitance-Bewegung (Mai 2017) zeigt.

Darüber hinaus sind besonders das BildernetzwerkInstagram“ und das Videoportal „YouTube“ als erfolgreiche Social-Networks zu nennen. Dabei gilt es zu wissen, dass, wenn es auf sozialen Netzwerken um optimale Reichweite gehen soll, Bilder und Videos in der Gunst der Nutzer ganz weit oben liegen. Doch Social-Networks leben vom Ausprobieren. Deshalb legen wir bei unseren Workshops bei diesem Teil auch den Fokus auf die Praxis.

Business-Netzwerke für die Online Reputation

In Deutschland ist Xing das Business-Netzwerk Nr. 1 (8 Millionen Nutzer), fast für jede Sparte. Die Funktionen sind vielfältig aber einfach umsetzbar. Da U nternehmen aber auch Universitäten und Hochschulen heutzutage bei ihrer Personalsuche auch die Business-Plattform Xing berücksichtigen, sollten WissenschaftlerInnen hier ein aussagekräftiges Profil hinterlegt haben sowie für das Netzwerken in den entsprechenden Gruppen aktiv sein. Konkurrent ist das Netzwerk LinkedIn (6 Millionen Nutzer in Deutschland – 400 Millionen weltweit). Interessant ist es für alle jene, die die internationale Vernetzung im Auge haben.

Das Blog als Herz der Online-Reputation

Aus meiner Erfahrung als Social-Media-Expertin heraus empfehle ich das Blog als Basis für eine erfolgreiche Online-Reputation. Es stellt die Visitenkarte der eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen dar. Das Blog läuft unabhängig von den sozialen Netzwerken und liefert durch regelmäßig veröffentlichte Blogbeiträge hochwertigen Content für dieselben. Des Weiteren steigert ein Blog die Sichtbarkeit im Netz und manifestiert den Expertenstatus für seinen speziellen wissenschaftlichen Bereich. Blogging-Dienste wie beispielsweise WordPress.org oder Medium.com erleichtern die Einrichtung eines eigenen Blogs, ohne das immense Kosten auf einen zukommen.

FAZIT

Zukünftige WissenschaftlerInnen sollten sich die Chancen sozialer Netzwerke zunutze machen.  Umso mehr freut es mich, dass unser Workshop in das Mentoring Hoch 3- Programm der Hochschulen integriert worden ist. Zeigt es doch, dass auch die Hochschul-Verantwortlichen um die zunehmende Bedeutung der sozialen Netzwerke für die akademische Laufbahn wissen und dieses fördern. Unsere Workshop-TeilnehmerInnen sind nach dem Tag  hoch motiviert und werden sicherlich ihre Online-Fühler ausstrecken bzw. ausweiten. Aber Achtung: Nicht alle Netzwerke sind für jeden das Richtige. Ohne eine Strategie kann das Engagement schnell verpuffen. Deshalb entwickeln die TeilnehmerInnen schon im Workshop die ersten Ansätze ihrer Online-Reputations-Strategie.

Denn: Die Aktivitäten und Netzwerke müssen zur Person, zu dem wissenschaftlichen Bereich und den zeitliche Ressourcen passen. Dann hält die Motivation, sich langfristig ein aussagekräftiges Online-Profil aufzubauen, an. Mein Tipp: Wer seine Online-Reputation bzw. seine wissenschaftlichen Themen im Auge behalten möchte, dem empfehle ich das Arbeiten mit einem Feedreader wie Feedly und einem Tool zum cloudbasierten Daten-Management wie Evernote. Ich drücke allen TeilnehmerInnen die Daumen für den Aufbau Ihrer Online-Reputaion.