Mit Growth Hacking das Internet erobern

“Mit einem kleinen Hack 54 Tweets an einem Abend generiert, etliche neue Follower, Retweets und Favs und viel Traffic !”- In Hollywood-Manier eröffnete Top-Speaker Sebastian Pasuto die ausverkaufte BARsession in Dortmund, schoss als aller Erstes ein Selfie und kreierte den Hashtag #BARgrowth. Das Publikum war begeistert und twitterte drauf los. Mit dieser etwas anderen Eröffnung begeisterte der Gründer des Start-ups “appkind” die 100 Zuhörer im Daddys Blatzheim und zeigte gleich sehr anschaulich, worum es an diesem Abend ging. “Growth Hacking – wie erreicht man mit kleinem Budget rasches Wachstum über Facebook und Co?” 

“Sei mutig, vorausschauend, dann kann Growth Hacking funktionieren”, so die Sebastian Pasutos Botschaft. 2008 entdeckte er beispielsweise die Bilderplattform Fotolia. Lieh sich von seinem Vater 500 Euro, kaufte sich Fotoequipment und startete mit seinen Freunden Fotosessions zu verschiedenen Themen, die er anschließend auf Fotolia hochlud. Mit Erfolg. Nach ein bis zwei Jahren hatte er sein Investment zurück und machte sogar noch Gewinne.

Heute sei Fotolia kein Markt mehr für ihn, denn zu viele Fotografen hätten entdeckt, dass dort Geld zu verdienen ist. Aber das Prinzip, etwas auszuprobieren, sei immer noch erfolgreich. Start-ups und Gründer verfügen anfangs über wenig finanzielle Mittel, dafür zeichnet sie ein hohes eigenes Engagement und Experimentierfreude aus.

Growth Hacking: Immer seiner Zeit voraus sein!

Growth Hacking sind Techniken, Tools (automatisierte) Prozesse und Methoden, um die Marketingaktivitäten im Internet zu optimieren. Das Ziel: maximales Wachstum.

Die Fragezeichen waren  den vielen Besuchern ins Gesicht geschrieben. Anhand von Beispielen dröselte Sebastian Pasuto die Thematik anschaulich auf. Mit originellen Ideen schaffte es beispielsweise der gebürtige Weißrusse Gary Vayner­chuk, den lokalen Wein- und Likörhandel seine Eltern (New Jersy) in ein Unternehmen mit 60 Mil­lio­nen US-Dollar Umsatz auszubauen.

Sein Newsletter, der 1997 erschien, hatte für die Empfänger fast offiziellen Briefcharakter, weil nur wenige Unternehmen dieses Marketinginstrument zu der Zeit einsetzten. 90% Öffnungsrate waren damals selbstverständlich. Gary Vayner­chuk war immer seiner Zeit voraus, setzte früh auf Online-Handel, Google AdWords und billig produzierte Weinverköstungserklärungsvideos und hatte Erfolg.

“Zur richtigen Zeit in die richtige Medien, Netzwerke und Tools investieren”, so der Tipp des Growth-Hacking Experten Sebastian Pasuto. “Was macht die Zielgruppe von morgen? Ist Facebook Marketing noch die richtige Antwort? Gestartete als Datingportal, wird es heute zumeist von den Menschen als Nachrichtenkanal genutzt.”

Seiner Meinung nach gewinnen Apps und damit das mobile Marketing mehr und mehr an Bedeutung. Mit seinem Start-up-Unternehmen “appkind” ist er genau diesen Weg gegangen und erstellt Unternehmens-Apps. Herzstück seiner Growth-Hacking-Strategie: das Blog.

Tools kennen und optimal einsetzen

Um sein Start-up zu pushen, nutzt Sebastian Pasuto gezielt Growth-Hacking-Techniken. Denn Growth Hacking basiere darauf, Tools zu nutzen, die die Arbeit erleichtern und Prozesse automatisieren. Auf dem Laufenden hält sich der Experte mit dem Tool Product Hunt. Hier werden täglich die neuesten Tools vorgestellt. Das Tool ist ein Muss bei seiner täglichen Recherche!

Seine Ziele:

  • Mehr Traffic auf dem appkind-Blog gewinnen.
  • Besucher auf der appkind-Website in Leads umwandeln.
  • Leads in Verkäufe umwandeln.
  • Kunden in wiederkehrende Kunden mit höherer Marge umwandeln.
  • Optimierung durch kontinuierliches Analysieren.

“Make Content King” – mit Growth Hacking

Alle Unternehmen setzten heutzutage auf Content. Das Resultat: Das Internet stellt den Usern eine Fülle von fast gleichen Informationen zur Verfügung. Das Netz wird von Content überflutet. Die User sind nicht mehr in der Lage zu filtern. Umso wichtiger ist es, einzigartigen Content zu produzieren. “Wenn ich Content erstelle, möchte ich die maximale Viralität erreichen”, sagt Sebastian Pasuto.
“Dabei stelle ich mir folgende 5 Fragen:

1. Löst der Inhalt ein Problem, das noch nie gelöst wurde?
2. Bietet der Inhalt Informationen, die exklusiv sind?
3. Provoziere ich oder rege ich an?
4. Ist der Inhalt besonders emotional?
5. Bietet der Inhalt neue Erkenntnisse?”

Folgende Tools hat Sebastian Pasuto selbst in den letzten Jahren im Rahmen seiner Growth Hacking Strategie eingesetzt:

Infografiken
Mit dem Tool Piktochart erstellte Sebastian Pasuto für den Blog eine Infografik “Mobile Marketing”.  Zwei Stunden investierte er in die Recherche und Herstellung. Anschließend verbreitete er sie über den appkind-Blog. “Darüber hinaus schrieb ich Agenturen und Redaktionen über Facebook an”, erzählt der Internet-Experte.

Mit Erfolg. Da die Angeschriebenen ebenfalls immer auf der Suche nach einzigartigem Content sind, den sie verbreiten können, erreichte die Infografik eine hohe Viralität. Wer lieber Daten visualisieren möchte, kann mit dem Heatmapping-Tool Inspectlet arbeiten.

Quiz erstellen
Menschen rätseln gerne. Warum also nicht ein Quiz erstellen mit dem Tool “Qzzr“:? Wenn die Fragen richtig gestellt sind, kann man üpber die Leadgenerierungt hinaus sogar Datenmaterial bzw. Eindrücke zum eigenen Produkt direkt vom Kunden erhalten. Die Appkind-Website generierte mit dem dem Quiz: “Bist du ein Social Media Guru?” über 500 neue Besucher.

Video Content
Bewegtbilder erreichen immer ein breites Publikum. Selbst Videos, die mit einfach Mitteln hergestellt werden, können von einer großen Internetgemeinde wahrgenommen und verbreitet werden.

Influencer Marketing – Produceplament
Erfolgreiche Youtuber sind immer auf der Suche nach neuen Einnahmequellen. Als Influencer bieten sie sich auf der Plattform Reachhero an, Produkte zu testen oder vorzustellen. “Für 250 Euro kann man so schon einen YouTuber buchen, der das eigene Produkt erklärt”, so Sebastian Pasuto.

Dienstleistungen für 5 Dollar
“Man braucht einen Sprecher für ein Video? Auf der Plattform Fiverr bekommt man ihn, für 5 Euro”, weiß Pasuto aus eigener Erfahrung. Aber es würden noch viele andere Dienstleistungen dort angeboten.

Umfragen und Formulare
Ein weiterer Hack: Umfragen. Das Tool Appinio beispielsweise erleichtert die Erstellung mobiler Umfragen. Oder warum nicht einmal Onlinefomulare anbieten. Pasutos Tipp: Typeform sei ein Hack, mit dem appkind viele Kontakte generiert habe.

Influencer einbinden
Sein neuester Coup: In einem Blogartikel “Lead-Fight: ist eine App-Installation mehr wert als eine E-Mail-Adresse? 5 Experten antworten” lässt Pasuto Influencer aus dem Digitalen Business-Bereich zur Wort kommen. Die Statements reichern nicht nur seinen Blogartikel, sondern sorgen auch für eine große Reichweite in den verschiedenen Netzwerken. Denn: Jeder Experte postet über seine sozialen Netzwerke den Blogartikel.

Den Kundenweg auf der Website analysieren

“Mache es deinem Kunden so einfach wie möglich auf der Website zum Ziel zu kommen.”

Aber wie? Auch hier helfen entsprechende Tool, die Website so optimieren, das die Kunden lange auf der Website bleiben, sich viele Seite anschauen und im besten Fall zu einem Kaufabschluss kommen.

Landingpage
Eine gute Landingpage sollte so einfach wie möglich sein. Unbounce bietet beispielsweise Landing Page Templates, die laut Anbieter ohne technische Kenntnisse direkt bearbeitet und runtergeladen werden können, inklusive A/B Testung.

Pop Ups
“Es geht immer darum, bei einem Website-Besucher das Maximale herauszuholen”, betont Pasuto. Pop Ups, Share-Tools sowie Content-Empfehlungen: Die Installation lohnt sich, um für den eigenen Newsletter, eine Produktberatung oder einen Hinweis auf einen ähnlichen Artikel, der auf dem Blog bereits erschienen ist, zu werben. Für diesen Hack empfiehlt Pasuto das Tool Addthis.

Analyse der Website
Die Absprungrate ist hoch? Die Besucher bleiben nicht lange auf den einzelnen Seiten? Ein wichtiger Indikator zur Optimierung der Google-Suche. Was stimmt nicht mit meiner Seite? Was muss getan werden, damit User lange auf meiner Website verweilen? Eine genaue Analyse der Website gefragt. Hier bietet das kostenfreie Google Analytics  eine Reihe von Ansatzpunkten an. Beispielsweise können gezielt die Seite angezeigt werden, bei denen der Besucher abspringen. Dieses müssen dann im nächsten Schritt verbessert werden. Ergänzend sind Tools wie Mixpanel und Inspectlet zur Analyse der Website sinnvoll.

Growth Hacking im Fokus

Die über 100 Zuhörer lauschten gebannt den Ausführungen zum Thema Growth Hacking.

FAZIT

“Wie viel Geld muss man in die Hand nehmen um als Start-up im Internet Erfolg zu haben” –  Diese Frage stellte eine Besucher der BARsession direkt im Anschluss an den Vortrag. Dass könne man so nicht sagen, die Antwort des Experten. Mein Eindruck: Bei Growth Hacking geht es eben weniger um Geld als um Zeit und das richtige Näschen für neue Trends, um dann mit der zündenden Idee hochwertigen Content zu produzieren.Über den einzigartigen Content – gespickt mit den relevanten Keywords – finden User mittels Suchmaschinen und soziale Netzwerke den Weg auf die eigene mit Tools optimierte Website.

“Es ist ein Kampf um jeden einzelnen Kunden”, so Sebastian Pasuto. Wer erfolgreiches Growth Hacking umsetzen möchte, dem helfe auch eine gewissen Affinität zu den technischen zumeist amerikanischen Tools. Sein Resümee nach drei Jahren Star-up beeindruckte mich. Mit dem Einsatz vieler Tool, erstklassigem Content und automatisierten Techniken hat sein Start Up eine 400 %ige Steigerung erreicht. Dafür hat er aber auch viel investiert – vielleicht nicht Geld, aber Zeit. Rechtlich bewege sich Growth Hacking schon hier und da in einer Grauzone. “Ich lasse meine Aktionen rechtlich prüfen. Alles weitere ist eben mein unternehmerisches Risiko”, so Sebastian Pasuto. Bei der Facebook Aktion, bei der er 50 Unternehmen und Redaktionen über die soziale Plattform angeschrieben habe, gab es nur zwei negative Reaktionen.

Nach dem Abend verspüre ich ein Kribbeln in den Fingern. Ich bin mir sicher, das ein oder andere Tool werde ausprobieren!