“Das Mitarbeiterblog ist unser Herzstück”

“Was wollen Unternehmen mit Social Media Marketing erreichen?
44% Prozent wollen mehr Relevanz bei der Zielgruppe erhalten.
Und wie erzeugen wir diese Wichtigkeit?
Da gibt es meiner Meinung nach nur einen Weg: guter Content!”  

Mit diesen schlagkräftigen Worten eröffnete Katharina Kämper die ausverkaufte BARsession am 10. August 2015 in Dortmund.

Katharina Kämper arbeitet bei der Westfalen AG im Bereich Unternehmenskommunikation und Social Media/Internet. Die Westfalen AG, ein Familienunternehmen beschäftigt 1.400 Mitarbeiter, hat Tochtergesellschaften in sechs Ländern  und umfasst drei Geschäftsfelder: B2B-Kunden im Bereich Gase, B2C-Kunden im Bereich Energieversorgung und das Westfalen-Tankstellennetz. Ein großes Unternehmen – viel Potenzial für Social Media Marketing.

“Wir sind nicht unter Erfolgsdruck”

Welche Social Media Strategie verfolgt das Unternehmen bei den neuen Medien? Das war das Thema der BARsession. Und im Mittelpunkt: Top-Speakerin Katharina Kämper, die im Rahmen der IHK Weiterbildung zum Social Media Manager den Grundstein für das heutige Auftreten der Westfalen AG im Internet gelegt hat. Im August 2014 startete die Westfalen AG mit ihren Social Media Marketing Aktivitäten.

Erstaunlich für die über 100 Zuhörer: “Wir sind nicht unter Erfolgsdruck, keiner erwartete etwas von uns”, sagt Katharina Kämper mit Nachdruck. Der Vorstand stünde hinter ihnen und ließe ihnen bei freie Hand. Das zahlt sich aus. Nach fast einem Jahr hat sich bei der Westfalen AG in puncto Social Media Marketing viel getan.

Die Social Media Strategie der Westfalen AG umfasst 6 Punkte:

1. Das authentische Mitarbeiterblog

“Der Erfolg unseres Social Media Marketings kommt von innen, von den Mitarbeitern und das ist auch wirklich so”, bekräftigt Katharina Kämper. “Unser Mitarbeiterblog ist unser Herzstück”.  Die Westen AG ist groß. Viele Mitarbeiter wissen oft nicht, was die anderen machen. Das Blog sei eine gute Möglichkeit, nicht nur an externe Besucher Wissen zu vermitteln, sondern auch intern.

Und wer entscheidet über die Themen? “Die Mitarbeiter dürfen bei uns schreiben, worüber sie wollen”, berichtet die Expertin. Das sei authentisch und ein großer Vertrauensbeweis seitens der Geschäftsleitung. Und der Erfolg gibt ihnen Recht. Durchschnittlich 20 Minuten verweilen Besucher auf der Blogseite der Westfalen AG. Der Beweis: Es ist relevanter Content für die anvisierte Zielgruppe.

2. Ein Redaktionsplan für das Blog

Zu Planung, wann welcher Beitrag im Blog erscheint, wird ein Redaktionsplan entwickelt. “Ich weiß ungefähr für die nächsten sechs Monate, welche Beiträge der einzelnen Mitarbeiter vorgesehen sind”,  so Katharina Kämper. Bevor sie online gestellt werden, gehen die Beiträge noch über ihren Tisch. Probleme, relevante Themen zu finden, habe sie nicht. “In vielen Abteilungen werden Mitarbeiter schon aufgefordert, einmal einen Artikel zu schreiben. So groß ist mittlerweile das Ansehen des Blogs”, erzählt Katharina Kämper. Insgesamt 30 Mitarbeiter unterstützen sie bei ihrer Arbeit.

3. Social Media Schulungen

Jeder dieser Mitarbeiter hat zwei Schulungen besucht. Auf der Basisschulung liegt der Fokus darauf, die Mitarbeiter für Social Media und das Blog zu begeistern. In der Aufbauschulung bekommen sie dann Rüstzeug an die Hand, wie Social Media im Einzelnen funktioniert. “Zum Beispiel sagen ich ihnen, wie ein Post aussehen soll oder was bei einem Blogartikel wichtig ist”, erläutert Katharina Kämper ihr Konzept. Jeweils ein Tag dauert eine Schulung. Anschließend können die Mitarbeiter loslegen.

4. Mitarbeiter werden zu Influencer

Und wie erfolgreich diese Strategie ist, zeigt ein Beispiel aus dem B2B Bereich. Nachdem einer der Westfalen-Mitarbeiter einen fundierten Experten Blogbeitrag geschrieben hatte und dieser über die Facebook-Seite verbreitet wurde, wurden Fachzeitschriften aufmerksam. “Heute ist er als Sprecher auf Fachveranstaltungen und erreicht darüber direkt unsere Kunden”, berichtet Katharina Kämper.

5 . Facebook Marketing: Energiesparschweine Hortensia und Hinnerk

Als die Westfalen AG mit Facebook begann, war der Account fast nur auf die Produkte bezogen. Die Botschaft der Posts: “Toller Stromanbieter und gleichzeitig günstig”. Der Facebook Erfolg kam erst mit der Idee, die Energiesparschweine Hortensia und Hinnerk zum Leben zu erwecken. “Die beiden Vierbeiner erzählen aus ihrem Leben und sind die Sympathieträger für unsere Facebook-Seite. Das hat uns viele neue Follower gebracht und Bewegung auf unsere Seite”, sagt Katharina Kämper. Seit dem kam es über die Facebook-Seite auch vermehrt zu Abschlüssen für Stromverträge. Ihr Plan für den anstehenden Umzug auf die neue Gesamt-Unternehmensseite: Hortensia und Hinnerk ziehen mit Sack und Pack auch um: “Das funktioniert bestimmt!”

Auch bei Facebook gilt die Devise: Die Mitarbeiter dürfen ihre Post so gestalten, wie sie möchten. “Wenn Mitarbeiter auf einer Messe sind und etwas mitteilen, können sie es einfach machen, soviel Vertrauen haben wir. Die sprechen ja vor Ort auch mit unseren Kunden oder telefonieren vom Büro aus mit ihnen. Da wäre es Blödsinn zu sagen, auf Facebook dürfen sie nicht”, bringt es Katharina Kämper auf den Punkt. Ein Kürzel am Ende des Posts weist den Beitrag einer Person zu und schafft noch mehr Authentizität.

Und wie reagiert das Unternehmen auf Shitstorm? “Nicht rumdrucksen, sondern sich einfach entschuldigen und die Wahrheit sagen. Das hat bei uns schon manchen Shitstorm in eine tolle Werbung umgewandelt”, so ihre Erfahrungen.

6. Nutzen und Einsatz von YouTube, Twitter und Xing
Ergänzend zu Facebook und Blog integriert die Westfalen AG auch weitere soziale Plattformen in ihre Strategie. Allen voran YouTube. “Hier setzten wir sowohl professionell hergestellte Filme beispielsweise im B2B Bereich für Tutorials und Produktinformationen ein, als auch laienhafte Filme beispielsweise von Auszubildenden, die den Betrieb entdecken”, schildert die Social Media Expertin die Einzelheiten.

Der Erfolg auf die Filme ließ nicht lange auf sich warten. Ein professioneller Film über die Ausbildung an der Tankstelle führte schon nach zwei Wochen vor Ort in den Tankstellen zu einem Anstieg der Bewerbungen.

Den Twitter-Account nutzen sie vor allem im B2B-Bereich für Pressemitteilungen. Wenig Follower, aber viele Fachzeitschriften und Influencer folgen ihnen. “Wir twittern dann, wenn wir etwas zu berichten haben”, so ihre Strategie.

Die Business-Plattform Xing wird von der Personalabteilung schon seit längerem als erfolgreiches Recruiting-Instrument genutzt.

“Mitarbeiter für Social Media begeistern”

Ihr Tipp am Ende ihres spannenden Vortrags für andere Unternehmen: “Man kann nicht einfach mal eben Social Media machen. Neben der Geschäftsleitung oder dem Vorstand müssen insbesondere die Mitarbeiter überzeugt werden. Man muss sie begeistern, sonst ist diese Form des Marketings nicht authentisch!” Die Teilnehmer der BARsession hat Katharina Kämper mit ihren Ausführungen auf jeden Fall begeistert. Nach dem Vortrag war klar: Social Media Marketing für große Unternehmen im B2B und B2C- Bereich ist dank einer professionellen Strategie 100% erfolgsversprechend.