Mehr Abverkäufe durch Social Media

Wein- und Feinkosthändler Ralf Barthel weiß, wie es geht – #Interview

Wein- und Feinkosthändler Ralf Barthel weiß, wie man Social Media Marketing im Handel einsetzt. Foto: privat

Seit der Gründung des Wein- und Feinkosthandels Weinblatt im Jahr 1993/94 träumte der Gründer Ralf Barthel davon, die Vielfalt des Internets zu nutzen.

Obwohl das World Wide Web damals noch in den Kinderschuhen steckte, war er sich sicher: Der Handel wird sich verändern. Um der Digitalisierung des Handels professionell zu begegnen, holte er sich Unterstützung ein.

Mit der IHK zertifizierten Weiterbildung zum Online-Marketing Manager lernte er, die Besuche seiner Webauftritte zu messen und zog sein Fazit: Social Media gewinnt an Relevanz. Mit diesem Wissen, entwickelte er in der IHK Weiterbildung zum Social Media Manager eine Strategie, mit der er seinen Bekanntheitsgrad steigerte und seinen Direktvertrieb ankurbelte.

Warum haben Sie sich für Social Media Marketing entschieden?

Ralf Barthel: „Die digitale Welt faszinierte mich schon immer. Social Media bietet tolle Möglichkeiten, alle Webauftritte zu verknüpfen und die Reichweite zu erhöhen. Egal welche Plattform man wählt, ob Website oder Onlineshop, die Bekanntheit kommt besonders durch Social Media. On top wird dadurch auch der Direktvertrieb angekurbelt. Dies stellte ich schon nach meinem ersten Beitrag auf Facebook fest. Danach gingen 100 Flaschen über die Ladentheke.“

Welche Social Media Marketing Strategie verfolgen Sie?

Ralf Barthel: „Neben meiner Website, baue ich auf Facebook. Dort kann man viele Menschen erreichen und die Kundenbindung stärken.

Profile auf Twitter und Google Plus dienen da eher der Auffindbarkeit im Netz. Twitter nutze ich hingegen mehr als Google Plus, da die Aktivität der Nutzer höher ist und die Kommunikation direkter und schneller abläuft. Xing und LinkedIn helfen den Kontakt zu Firmenkunden zu pflegen. Foursquare ist eine Plattform mit lokalem Fokus. Sie unterstützt die Auffindbarkeit im Netz wie auch in der App. Auf der Video Plattform YouTube unterhalte ich meine Kunden mit Bildwelten und informiere über meine Produkte. Denn Menschen ziehen in der Regel Bewegt-Bilder statischen Inhalten vor.“

Wie holen Sie den Kunden aus dem Web in Ihr Geschäft?

Ralf Barthel: „Bei jeder Social Media Aktivität verfolge ich ein Ziel: Aufmerksamkeit wecken. Ein Kommentar in den sozialen Netzwerken beweist, dass der Kunde z.B. über Facebook auf das Produkt aufmerksam geworden ist. Durch ein Video bei YouTube konnte ich einmal 480 Flaschen eines Weins verkaufen. Der Erfolg ist jedoch nie gleichbleibend. Manchmal reagieren hunderte von Kunden auf meine Angebote, an anderen Tagen passiert nichts. Durchhaltevermögen ist gefragt, denn die Kontinuität ist wichtig. Es zeigt dem Kunden, dass Bewegung im Geschäft ist.

Den größten Erfolg im Direktvertrieb sehe ich, wenn Kunden in einem Beitrag auf mich verweisen bzw. verlinken oder sich über eines meiner Produkte positiv äußern. Dies lässt sich zwar kaum beeinflussen, ist aber Gold wert.

Oft bewege ich mich auf vielen Händlerveranstaltungen, von denen ich direkt berichte. In Echtzeit nehme ich die Bestellungen der Kunden über soziale Netzwerke & Co. auf und stelle die gekauften Produkte im Laden aus. Dies lässt meine Verkaufszahlen in die Höhe schnellen. Um genau zu sein um 4.500€, nur durch Feinkost.“

Was empfehlen Sie anderen Händlern?

Ralf Barthel: “Welche Kanäle man nutzt, sollte jeder selbst entscheiden. Man kann alles ausprobieren, sollte sich aber nicht verzetteln. Natürlich hat jede Plattform seine Reize und Vorzüge. Die eigenen Ressourcen darf man dabei aber nicht vergessen. Eine halbe bis Stunde am Tag für Social Media sind aus meiner Sicht ausreichend. Außerdem muss man sich auf die Zielgruppe einlassen. Man muss herausfinden, wo sie sich am meisten aufhält, sonst laufen alle Bemühungen ins Leere.

Und man muss sich engagieren. Selbst wenn ich nicht im Auftrag meines Geschäfts auf Veranstaltungen bin, schieße ich Fotos von Dingen, die mich beschäftigen. Fotos, Videos und Echtzeit -Informationen über die eigenen Aktivitäten sind sehr wichtig. Man muss seinem Geschäft, seinen Produkten und den Angeboten ein Gesicht geben und sich personalisieren. Das weckt Sympathie.“

Was haben Sie für die Zukunft geplant?

Ralf Barthel: „Ich bin gerade in der Entwicklungsphase meines Onlineshops. Diesen möchte ich mit einem neuen YouTube-Kanal verbinden, den ich mit einem Kooperationspartner aufbauen werde. Gemeinsam werden wir als Experten der Schokoladen- und Wein-Branche Ratschläge und Empfehlungen über Schokoladen- und Wein-Kompositionen geben. Gezeigte Produkte wird man im Anschluss direkt im Onlineshop bestellen können. Derartige Inhalte gibt es bisher in der Form noch nicht. Wir sehen dort viel Potenzial und kreativen Freiraum.

Ein weiterer Traum von mir sind Online-Weinproben: Kunden bekommen Pakete mit Proben zugesandt. Die testen sie vor laufender Kamera und geben dann direkt online im Video ihre Meinung ab. Das wäre das Beste, was meinem Geschäft passieren könnte. Denn Empfehlungsmarketing ist in meinen Augen auch in Zeiten des Internets immer noch das beste Marketinginstrument, um die Verkaufszahlen zu steigern.“

Danke für das Gespräch!